Tag 5 – Starke Frauen
Frauen sind die Chefs in den Einrichtungen der Dominikanerinnen. Und das in einem Land, in dem das Patriarchat regiert. Wer sind diese starken Frauen, die in einer männerdominierten Welt das Sagen haben?
„Ruhestand?“ Allein die Frage scheint ihr absurd. Schwester Gabriele, Leiterin des Kinderheims Emerald Hill, wünscht sich viel eher, mehr in die Rolle einer Großmutter schlüpfen zu können. Mehr Zeit für die Kinder zu haben und weniger für die Verwaltung aufwenden zu müssen. Das Heim, sagt sie, sei für sie schließlich wie eine Familie. Und von der geht man ja auch nicht einfach in den Ruhestand, oder?
Das Involviert-Sein und Involviert-Bleiben, die tägliche Arbeit, die Aufgabe, die über die eigene Existenz hinausgeht: Wenn man die Schwestern ansieht, bekommt man das Gefühl, all das wirke für sie wie ein Jungbrunnen. Die älteren Dominikanerinnen legen eine körperliche und geistige Fitness an den Tag, die für ihr hohes Alter mindestens außergewöhnlich ist.
Schwester Gabriele mit einem ihrer – jetzt erwachsenen – Kinder
Probleme mit dem Loslassen scheinen sie aber nicht zu haben. Als ein Meeting ansteht, in das Schwester Gabriele als Leiterin des Heims gehen muss, wischt sie Bedenken, sie könnte aufgrund ihrer Hörgeräte nicht genug mitbekommen, beiseite. „Ich sitze einfach da und lächle“, sagt sie mit Blick auf Tinotenda, Fundraiserin des Emerald Hill Children’s Home aus Harare, die mit ihr ins Meeting gehen wird. Die beiden vertrauen sich völlig.
Hält man sich vor Augen, dass Dominikanerinnen zu der Zeit, als Schwester Gabriele nach Simbabwe kam, dort noch ein durch und durch koloniales Missionsprojekt betrieben, scheint der Wandel umso beeindruckender. „Als ich das erste Mal nach Simbabwe kam“, erzählt Schwester Gabriele, „habe ich an der Victoria Station in London mehr Schwarze Menschen getroffen als hier in Harare.“ Das damals im Übrigen noch Salisbury hieß und Teil eines kolonialen Staatengebildes namens Rhodesien war. Die Zeiten haben sich geändert, und die Dominikanerinnen mit ihnen.
Übernommen hat eine Generation mindestens ebenso beeindruckender simbabwischer Schwestern. Sie bekleiden in der stark patriarchal strukturierten simbabwischen Gesellschaft eine Sonderstellung: Unabhängige, mächtige Frauen gibt es wenige. Der traditionelle Wirkungsbereich der Frauen ist die häusliche Sphäre. Dies bedeutet für Frauen sexuelle und physische Gewalt, geringere Chancen, eine Schule besuchen zu dürfen, überdurchschnittliche Vulnerabilität gegenüber HIV sowie fehlenden Zugang zu Besitz- und anderen Rechten.
Dabei können Frauen wie die Dominikanerschwestern als Vorbilder dienen. Cypress, ehemalige Bewohnerin des Waisenhauses, sieht die vielen Frauen, die sie in ihrer Zeit im Waisenhaus begleitet haben, noch heute als Vorbild: „Wenn die Jungs in der Schule mir gesagt haben: ‚Du bist eine Frau, du darfst nicht laut werden!‘ Dann bin ich erst recht laut geworden.“
Und damit Frauen eine Stimme bekommen und laut werden dürfen, brauchen sie gleichberechtigten Zugang zu Bildung. „Wenn ich auf eigenen Beinen stehe“, sagt Cypress, „dann kann ich vielleicht eine eigene Familie haben.“ Unabhängige, starke Frauen: Das wollen wir mit ihrer Hilfe weiter unterstützen.
Bleiben Sie uns verbunden!
Ihr
Simba-AK
Wie immer auf unserer Reise stammen alle Bilder von Firmin Forster.
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