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Weihnachtsbesuch am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium

Für unsere diesjährige Weihnachtsaktion haben wir tatkräftige Unterstützung aus Simbabwe: Sister Kudzai und Sister Sarudzai sind am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium in Regensburg zu Gast und geben den Schüler:innen aus erster Hand einen Einblick in den Alltag in Simbabwe.

Sisters Kudzai (im Vordergrund) und Sarudzai (im Hintergrund).

Wenn sie in Simbabwe ist, leitet Sister Kudzai die Dominican Convent High School in Harare. Unterricht, Klassenräume, neugierige Schüler – ein absolutes Heimspiel für Sister Kudzai. Zusammen mit Sister Sarudzai ist sie aktuell aus Simbabwe zu Besuch und bringt Schülerinnen und Schülern am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium Leben und Alltag in Simbabwe näher.

Noch mehr hilft ihr dabei, dass sie sogar ein bisschen Deutsch spricht – sie ist nämlich nicht das erste Mal zu Gast in Deutschland, genauer im Kloster Strahlfeld, dem Hauptsitz der Missionsdominikanerinnen in der Region. Die deutschen Missionsschwestern geben aktuell die von ihnen mit viel Herzblut und Engagement aufgebauten Projekte in die Hände der Schwestern in Simbabwe – und zu diesem Übergang gehören für die Schwestern aus Simbabwe auch Besuche in der Region Regensburg.

Und natürlich kam auch zur Sprache, was die Schulgemeinschaft des AAG seit Jahren mit Simbabwe verbindet, wie viel beide Seiten vom regelmässigen Austausch profitieren und wie sehr die Unterstützung bereits geholfen hat.

Namentlich haben wir wieder für die Unterstützung unserer Projekte am Emerald Hill Children’s Home geworben, wo wir durch die Bezahlung von Schulgebühren Waisen den Start in ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Und für die Unterstützung des St. Joseph’s Mission Hospital, das für eine breite und oft weitgehend mittellose Bevölkerung eine medizinische Versorgung sicherstellt und gleichzeitig Anlaufpunkt für die Ausbildung von Medizinstudierenden ist, die an unserem Besuchsprogramm teilnehmen.

Der Besuch unserer weitgereisten Gästinnen ist für uns stets etwas Besonderes – und die Bestätigung einer gut funktionierenden Partnerschaft. Und wenn auch Sie uns weiterhin unterstützen möchten, freuen wir uns!

Mit besten Wünschen für die Weihnachtszeit

Ihr

Simba AK mit Sisters Kudzai und Sarudzai

Es weihnachtet wieder – bei unserer Weihnachtsaktion

Nach einer Pause im vergangenen Jahr sind wir diese Weihnachten wieder unterwegs: Wir informieren live am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium in Regensburg über unsere Arbeit und haben Gästinnen aus Simbabwe. Und damit auch Sie von unserer Weihnachtsaktion etwas mitbekommen, informieren wir Sie in diesem Beitrag.

Auf unserer Reise durch Simbabwe im März dieses Jahres haben wir viel gelernt. Wir haben Projektverantwortliche gesprochen, Menschen gehört, die direkt von Ihren Spenden profitiert haben – und neue Kontakte geknüpft.

Den intensiven Austausch mit unseren Projekten und den Menschen dahinter nutzen wir in unserer diesjährigen Weihnachtsaktion: Wir informieren am Albrecht-Altdorfer-Gymnasium in Regensburg über unsere Arbeit, haben Schwestern der Dominikanerinnen aus Simbabwe zu Gast und rufen im Rahmen unserer Weihnachtsaktion zu Spenden auf. Unseren Spendenflyer sehen Sie hier:

Dieses Jahr unterstützen wir wieder das Emerald Hill Children’s Home in Harare, das seit Jahren unermüdlich daran arbeitet, Waisen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen. Die Kinder im Emerald Hill Children’s Home sind oftmals stark traumatisiert und die Perspektiven für ihr späteres Leben aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Land denkbar schlecht. Ein Ausweg aus ihrer Situation ist und bleibt ein guter Schulabschluss. Deshalb unterstützen wir das Heim dabei, den Schulbesuch der Kinder
zu finanzieren und ihnen so durch Bildung eine faire Chance zu geben. Bereits 35 Euro reichen zur Finanzierung von einer Woche Schulbesuch für ein Waisenkind aus!

Erstmalig unterstützen wir auch das St Joseph’s Mission Hospital in Mutare. Es bietet eine medizinische Grundversorgung für 30.000 Menschen: Von der Betreuung HIV-Kranker, über die Begleitung Schwangerer durch die Geburt und im Wochenbett bis zu einer haus- und kinderärztlichen Versorgung samt Impfungen. Angesichts der Armut in der umgebenden Bevölkerung können sich viele
Patient:innen selbst kurze Krankenhausaufenthalte oder einfache Behandlungen nicht leisten. Genau hier möchten wir unterstützen! Denn wir glauben: Eine medizinische Grundversorgung sollte auch für
die Ärmsten der Armen verfügbar sein – und eine ambulante Behandlung kostet nur etwa 10 Euro.

Wenn auch Sie unsere Weihnachtsaktion unterstützen wollen, freuen wir uns über Ihren Beitrag! So helfen wir, dass die sich global verschärfenden Krisen nicht am stärksten auf den schmalen Schultern der Schwächsten lasten. Unseren Spendenseite bei betterplace finden Sie hier:

Tag 6 – Augenhöhe

Fast eine Viertelmillion Euro sind über den Simba-AK seit 2007 in unterschiedliche Projekte in Simbabwe geflossen. Wir aber wollen mehr sein als eine Umverteilungsmaschine: Gegenseitige Besuche und gegenseitiges Lernen sind uns mindestens genauso wichtig.

Coro Widmayer studiert eigentlich Medizin in Magdeburg – jetzt ist sie im Rahmen eines einmonatigen Praktikums am St. Joseph’s Mission Hospital in Mutare. Außer dem Anfangsbuchstaben haben beide Orte wenig gemein: Während in Deutschland Untersuchungen leicht zu bekommen sind, es aber oft an der Zeit für Patient:innen mangelt, sind in Simbabwe banale Untersuchungen bereits eine zum Teil unüberwindbare Herausforderung.

Das liegt nicht nur an der Verfügbarkeit, sondern auch an den Kosten. Wer einen Schlaganfall hat, bräuchte dringend ein Bild vom Kopf, um zu wissen, ob ein Gefäß verstopft oder gerissen ist – je nachdem unterscheidet sich die Behandlung grundlegend, weil man das Gefäß entweder flicken oder wieder aufmachen muss. Die 250 Dollar für ein CT-Bild hat aber fast niemand.

Perfekte Lernumgebung: Visite im St. Joseph’s Mission Hospital, Mutare

So muss man am Ende oft die wahrscheinlichste oder die gefährlichste Krankheit behandeln, ohne sie je wirklich diagnostiziert zu haben. Der Verbrauch an Antibiotika ist deshalb viel höher. Aber nicht nur, wie Medizin mit extrem begrenzten Ressourcen funktioniert, lernt man. Auch Einblicke in die Geburtshilfe sind hier leichter zu bekommen als in Deutschland, was allein an der viel höheren Geburtenrate liegt. So erzählt uns Coro, dass sie am Vortag beim Kaiserschnitt assistiert hat, und plaudert morgens vor Visite fröhlich mit den Frauen, bei deren Geburten sie dabei sein durfte.

Einfach ist es nicht immer für sie – das Leben mit den Schwestern im Convent mit strikten Gebets- und Essenszeiten ist ungewohnt, Anschluss an eine andere Kultur zu finden manchmal schwierig. Am Ende aber ist das gegenseitige Interesse groß – und im Kontakt mit dem Personal ergeben sich immer wieder Möglichkeiten zu Besuchen bei Familien in der Umgebung am Wochenende.

Und auf die Frage, ob es ihr gefällt, bekommt man von Coro ein klares: „Ja!“ Wie viele Studierende vor ihr wird sie ihr Engagement auch nach ihrem Aufenthalt fortführen: Coro wird künftig andere Studierende auf ihren Auslandsaufenthalt in Simbabwe vorbereiten.

Ein paar helfende Hände schaden nie: Alltag im Emerald Hill Children’s Home

Auch unsere Partnerschaft mit dem Emerald Hill Children‘s Home haben wir auf eine neue Ebene gehoben: Für Interessierte gibt es ab sofort die Möglichkeit, sich im Rahmen eines freiwilligen Dienstes selbst tatkräftig für das Kinderheim einzusetzen. „Wir können immer helfende Hände gebrauchen“, freut sich Tinotenda, Fundraiserin im Heim, bereits auf künftige Freiwillige. Bis zu einem halben Jahr können sie im Heim mit den Kindern leben und mitarbeiten. „Ganz besonders beim Spielen mit den Kindern sind wir dankbar für jede Unterstützung“, ergänzt Schwester Gabriele. Wir glauben, dass die Erlebnisse hier in Emerald Hill für junge Erwachsene eine prägende und bereichernde Erfahrung sind. Die Arbeit mit Kindern aus äußerst schwierigen Verhältnissen und das Leben in einer anderen Kultur vermitteln den Freiwilligen vielfältige soziale Fähigkeiten und interkulturelle Kompetenzen.

Mit diesem Newsletter verabschieden wir uns vorerst von Ihnen – wir müssen selbst wieder zurück ins Berufsleben und treten deshalb morgen die Heimreise an. Wir haben aber mehr Material gesammelt und mit viel mehr Menschen gesprochen, als wir es Ihnen in diesem begrenzten Rahmen vermitteln konnten – daher werden Sie in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder von uns hören. Und falls Sie sich bei uns oder in unseren Projekten engagieren möchten, schreiben Sie uns – info@simba-ak.de

Bleiben Sie uns verbunden!

Ihr

Simba-AK

Tag 5 – Starke Frauen

Frauen sind die Chefs in den Einrichtungen der Dominikanerinnen. Und das in einem Land, in dem das Patriarchat regiert. Wer sind diese starken Frauen, die in einer männerdominierten Welt das Sagen haben?

„Ruhestand?“ Allein die Frage scheint ihr absurd. Schwester Gabriele, Leiterin des Kinderheims Emerald Hill, wünscht sich viel eher, mehr in die Rolle einer Großmutter schlüpfen zu können. Mehr Zeit für die Kinder zu haben und weniger für die Verwaltung aufwenden zu müssen. Das Heim, sagt sie, sei für sie schließlich wie eine Familie. Und von der geht man ja auch nicht einfach in den Ruhestand, oder?

Das Involviert-Sein und Involviert-Bleiben, die tägliche Arbeit, die Aufgabe, die über die eigene Existenz hinausgeht: Wenn man die Schwestern ansieht, bekommt man das Gefühl, all das wirke für sie wie ein Jungbrunnen. Die älteren Dominikanerinnen legen eine körperliche und geistige Fitness an den Tag, die für ihr hohes Alter mindestens außergewöhnlich ist.

Schwester Gabriele mit einem ihrer – jetzt erwachsenen – Kinder

Probleme mit dem Loslassen scheinen sie aber nicht zu haben. Als ein Meeting ansteht, in das Schwester Gabriele als Leiterin des Heims gehen muss, wischt sie Bedenken, sie könnte aufgrund ihrer Hörgeräte nicht genug mitbekommen, beiseite. „Ich sitze einfach da und lächle“, sagt sie mit Blick auf Tinotenda, Fundraiserin des Emerald Hill Children’s Home aus Harare, die mit ihr ins Meeting gehen wird. Die beiden vertrauen sich völlig.

Hält man sich vor Augen, dass Dominikanerinnen zu der Zeit, als Schwester Gabriele nach Simbabwe kam, dort noch ein durch und durch koloniales Missionsprojekt betrieben, scheint der Wandel umso beeindruckender. „Als ich das erste Mal nach Simbabwe kam“, erzählt Schwester Gabriele, „habe ich an der Victoria Station in London mehr Schwarze Menschen getroffen als hier in Harare.“ Das damals im Übrigen noch Salisbury hieß und Teil eines kolonialen Staatengebildes namens Rhodesien war. Die Zeiten haben sich geändert, und die Dominikanerinnen mit ihnen.

Übernommen hat eine Generation mindestens ebenso beeindruckender simbabwischer Schwestern. Sie bekleiden in der stark patriarchal strukturierten simbabwischen Gesellschaft eine Sonderstellung: Unabhängige, mächtige Frauen gibt es wenige. Der traditionelle Wirkungsbereich der Frauen ist die häusliche Sphäre. Dies bedeutet für Frauen sexuelle und physische Gewalt, geringere Chancen, eine Schule besuchen zu dürfen, überdurchschnittliche Vulnerabilität gegenüber HIV sowie fehlenden Zugang zu Besitz- und anderen Rechten.

Erklärt uns, wie Krankenhäuser in Simbabwe funktionieren: Sr Albertina Bonga

Dabei können Frauen wie die Dominikanerschwestern als Vorbilder dienen. Cypress, ehemalige Bewohnerin des Waisenhauses, sieht die vielen Frauen, die sie in ihrer Zeit im Waisenhaus begleitet haben, noch heute als Vorbild: „Wenn die Jungs in der Schule mir gesagt haben: ‚Du bist eine Frau, du darfst nicht laut werden!‘ Dann bin ich erst recht laut geworden.“

Und damit Frauen eine Stimme bekommen und laut werden dürfen, brauchen sie gleichberechtigten Zugang zu Bildung. „Wenn ich auf eigenen Beinen stehe“, sagt Cypress, „dann kann ich vielleicht eine eigene Familie haben.“ Unabhängige, starke Frauen: Das wollen wir mit ihrer Hilfe weiter unterstützen.

Bleiben Sie uns verbunden!

Ihr

Simba-AK

Wie immer auf unserer Reise stammen alle Bilder von Firmin Forster.

Tag 4 – St. Joseph’s Mission Hospital, Mutare

Umgeben von dicht besiedelten Wohnvierteln leistet das St. Joseph’s Mission Hospital Basisarbeit: Eine HIV-Klinik, eine Ambulanz für Kinder, Betreuung von Schwangern inklusive Geburt und Wochenbett. Die Mittel sind knapp und der Bedarf groß: Hier wollen wir unterstützen.

Malerisch in den Eastern Highlands gelegen, könnte Mutare das Kapstadt von Simbabwe sein. Könnte, wenn es in Simbabwe einen nennenswerten Tourismus gäbe – was aber aufgrund der Schwierigkeiten beim Reisen nicht der Fall ist. Trotz der mangelhaften Infrastruktur haben wir die 250 Kilometer lange Fahrt auf uns genommen, um das St. Joseph’s Hospital der Dominikanerinnen zu besuchen.

Gegründet als Krankenhaus zur Behandlung Tuberkulosekranker, liegt das St. Joseph’s Hospital in der Mitte dreier dicht besiedelter und von Armut betroffener Viertel, deren Bevölkerung etwa 30.000 Menschen zählt. Die Tuberkulose ist längst nicht besiegt, aber die Behandlung läuft mittlerweile größtenteils ambulant. Damit stehen Ressourcen für die Basisversorgung der Bevölkerung zur Verfügung. Das bedeutet: Es gibt eine Ambulanz zur Betreuung HIV-Kranker, eine umfassende Betreuung für schwangere Frauen über die Geburt bis zum Wochenbett, eine hausärztliche Versorgung für Erwachsene sowie eine Ambulanz, in der Kinder Basisversorgung samt Impfungen erhalten können. Zusätzlich stehen noch je sechs Betten für Männer und Frauen zur Verfügung, falls eine stationäre Behandlung erforderlich ist.

Für viele der Bewohnerinnen und Bewohner der Umgebung ist das Krankenhaus die erste Anlaufstelle, weil es im Gegensatz zu den staatlichen Krankenhäusern über einen besseren Personalschlüssel verfügt. Wobei dieser im Gegensatz zu den Verhältnissen in Europa noch immer weit unterdurchschnittlich ist: Maximal zwei Ärzt:innen sind pro Tag im gesamten Krankenhaus anwesend, die komplette Versorgung der Schwangeren von Untersuchungen vor Geburt über die Geburt selbst bis zum Wochenbett leisten vier Schwestern – bei knapp 1200 Geburten im Jahr 2023.

Dennoch ist die Qualität der Arbeit überdurchschnittlich: „Keine einzige Schwangere ist in den letzten Jahren nach der Geburt verstorben“, erzählt uns Sr Albertina Bonga, Leiterin des Krankenhauses, voller Stolz. Sie führt genau Buch über Patient:innen, ihre Krankheiten und ihren Verbleib.

Ihr großer Wunsch für die Zukunft wäre es, Betten für die stationäre Versorgung von Kindern zur Verfügung zu haben. Die noch aus der Versorgung von Tuberkulosekranken stammenden Gebäude wurden sehr luftdurchlässig gebaut – Stichwort Luftkur bei Tuberkulose. Kranken Kindern aber hilft Zugluft nicht bei der Heilung.

Wir haben uns entschieden, zunächst an anderer Stelle unterstützen zu wollen. Das Krankenhaus bietet bereits viele Leistungen kostenlos – etwa die Behandlung Schwangerer, kleiner Kinder und alter Menschen. Angesichts der Armut der umgebenden Bevölkerung aber bleiben viele der Rechnungen, die das Krankenhaus stellt, unbeglichen. Das reißt große Löcher in den Haushalt des Krankenhauses.

Dabei kostet ein Besuch in der Ambulanz nur etwa 10 Dollar, ein Tag im Krankenhaus samt Untersuchungen und Medikamenten etwa fünfzig Dollar. Wir glauben, dass medizinische Grundversorgung für alle verfügbar sein sollte, und möchten daher die Behandlung mittelloser Patient:innen ermöglichen. Analog zu unserem Engagement in Regina Coeli werden wir eine Spendenseite einrichten. Da wir mehr transferieren wollen als nur Geld, gibt es ein Besuchsprojekt für Medizinstudierende aus Deutschland – die erste Studierende ist aktuell bereits vor Ort. Darüber berichten wir im Laufe der Woche. Falls Sie mehr Bilder und weniger Text möchten, finden Sie uns auch auf Instagram.

Bis dahin, bleiben Sie uns verbunden!

Ihr

Simba-AK

Die Bilder stammen – wie auf unserer gesamten Reise – von Firmin Forster.

Tag 3 – Farmen auf dem Trockenen

Während man in Emerald Hill auf Selbstversorgung setzt und Tomaten in Gewächshäusern anbaut, wird Simbabwe von der schlimmsten Dürre seit über 30 Jahren heimgesucht. Es droht eine Hungersnot.

Wer in Simbabwe in den Supermarkt geht, dürfte sich wenigstens in Bezug auf die Preise sofort zuhause fühlen: Sie sind denen in Deutschland sehr ähnlich, und das trotz der viel niedrigeren Gehälter. Die Versorgung von 90 hungrigen Kindern im Emerald Hill Children’s Home ist also eine ebenso große wie stete Herausforderung.

Ein Teil der Lebensmittel wird gespendet, so kommt das Brot etwa kostenlos von einer lokalen Bäckerei. Um die Menge an Lebensmitteln zu reduzieren, die zugekauft werden müssen, baut das Heim schon lange im eigenen Garten Covo, eine Art Kohl aus Simbabwe, Kürbis, Papaya, Avocado, und Mango an. Zudem gibt es nun ein neues Projekt: Den Anbau von Tomaten im Gewächshaus.

Timothee, Gärtner im Emerald Hill Children’s Home, erklärt uns den Anbau im Gewächshaus

„Wenn es gut läuft“, erklärt uns Timothee, Gärtner und verantwortlich für die Gewächshäuser zu Füßen des Kinderheims, „können wir nicht nur den Eigenbedarf decken, sondern auch Tomaten verkaufen.“ Das würde eine zusätzliche Einnahmequelle bieten. Noch aber steht das Projekt am Anfang: Zwei Gewächshäuser stehen bereits, und die ersten Pflanzen gedeihen gut. Die Tröpfchenbewässerung funktioniert über den hauseigenen Brunnen. „Hoffentlich“, sagt Timothee, „funktioniert das auch noch eine Weile.“

Der Grund für seine Zweifel liegt in den ausbleibenden Regenfällen. Simbabwe erlebt die schlimmste Dürre seit über 30 Jahren. Insbesondere der Anbau von Mais leidet, der als Sadza, einer Art grober Polenta, Hauptbestandteil jeder Mahlzeit ist. Es könnte, wenn nicht bald Regen fällt, zu einem erheblichen Anstieg der Preise für Mais und damit zu einer Hungersnot kommen.

Leidet besonders unter der Dürre: der Maisanbau

Um zu sehen, wie dramatisch die Lage ist, reicht es, im Auto durch Simbabwe zu fahren. Die Maisfelder, die sonst in kräftigem Grün den Weg säumen, sehen aktuell trocken und vergilbt aus. Sehr bald schon, schreibt uns eine Schwester der Dominikanerinnen, könnte es sein, dass sich die Krankenhäuser wieder mit mangelernährten Kindern füllen.

Eines der Krankenhäuser, das diese Kinder im Fall der Fälle versorgen würde, ist das St. Joseph’s Mission Hospital der Dominikanerinnen in Mutare im Osten Simbabwes. Dort absolviert aktuell Corona Widmayer, Medizinstudentin aus Magdeburg, ein Praktikum im Rahmen ihres Medizinstudiums. Mit ihr und der Leitung des Krankenhauses, Sr. Albertina, haben wir ausführlich über die Lage vor Ort gesprochen. Davon berichten wir Ihnen morgen.

Bis dahin, bleiben Sie uns verbunden!

Ihr

Simba-AK

Alle Bilder stammen, wie immer auf dieser Reise, von Firmin Forster.

Tag 2 – Der Weg der Kinder von Emerald Hill

Wie ist es, ein Waisenkind in Emerald Hill zu sein? Wie kommt man in das Heim? Was passiert, wenn man es mit 18 wieder verlässt? Am heutigen Tag haben wir uns auf die Suche nach Antworten gemacht.

Straßenszene in Mbare

„Aus solchen Verhältnissen kommen unsere Kinder“, sagt Tinotenda, während wir durch Mbare fahren, eines der größten Slums der simbabwischen Hauptstadt Harare. Mbare ist ein Durcheinander aus kleinen, engen Hütten, größeren, heruntergekommenen Wohnblocks, einem riesigen Markt, Müll, Schlaglöchern und Abwasser. „Strom gibt es hier manchmal wochenlag nur vier Stunden in der Nacht. Fließend Wasser mit Glück zweimal in der Woche. Und eine Kanalisation überhaupt nicht.“ Die Bewohner:innen von Mbare sind mit Überleben beschäftigt und leben oft auf engstem Raum, bis zu drei Familien pro Wohnung – „ein perfekter Ort für Missbrauch“.

Um solchen Missbrauch zu verhindern und Kinder zu schützen, gibt es in Simbabwe die ‚Social Welfare‘, vergleichbar mit dem deutschen Jugendamt. Diese ist es auch, die den Kindern einen Platz im Waisenhaus Emerald Hill zuweist, erklärt uns Tinotenda weiter, die seit 2016 selbst für das Fundraising in Emerald Hill verantwortlich ist. „Wir nehmen die Kinder nicht einfach selbst von der Straße auf.“

Die Biographien der Waisen machen oft unkonventionelle Lösungen nötig. „Wir haben hier eine Zwölfjährige, die quasi noch nicht in der Schule gewesen ist.“ Die Vorbereitung auf den Regelunterricht findet dann durch einen eigenen Lehrer im Homeschooling statt, ehe es in eine Klasse geht – die immer ein Kompromiss sein muss aus Alter und Bildungsstand des Kindes. Insbesondere Kinder, deren Eltern noch am Leben seien, sie aber verstoßen hätten, sind durch diese Situation noch mehr belastet. „Ihnen fehlen die Wurzeln“, sagt Sister Gabriele, Leiterin des Waisenhauses. „Und ohne eine Herkunft und ein Totem ist man in der simbabwischen Gesellschaft ein Niemand.“ Eine ehemalige Waise, die es zur Anwältin geschafft habe, sei trotz der erfolgreichen Berufslaufbahn in der Familie ihres Freundes auf Ablehnung gestoßen. „Das schmerzt natürlich“, erzählt Gabriele.

Gleichzeitig versucht das Heim, traumatisierten Kindern mit Therapieangeboten zu helfen. Es gibt Psychotherapie und Gruppenstunden. Und auch der Übergang aus dem Heim in das ‚wahre Leben‘ wird als solcher gestaltet: Es gibt Übergangswohnungen in der Nähe des Heims, in dem die jungen Erwachsenen wohnen können, nachdem sie das Heim verlassen haben. Schon während des Heimaufenthaltes sucht die Heimleitung entfernte Verwandte, um sie mit Besuchen in den Ferien nach Möglichkeit an solche Familienteile heranzuführen. Und mindestens 20 Ehemalige werden aktuell in ihrem weiteren Bildungsweg, also etwa beim College- oder Universitätsbesuch, finanziell unterstützt.

Andere Stipendien gibt es, aber diese werden streng nach dem Leistungsprinzip vergeben – für Waisenkinder, die mit Kindern von Eliteschulen darum konkurrieren müssen, keine leichte Aufgabe. Auch an anderer Stelle bleibt die staatliche Unterstützung weit hinter dem zurück, was nötig wäre. Obwohl der Staat die in Obhut genommenen Kinder im offiziellen Duktus als „seine Kinder“ bezeichnet, sind weder die Jugendämter auskömmlich ausgestattet, noch wird das Personal der Kinder- und Waisenheime durch den Staat bezahlt. Dadurch bleiben Aufgaben der Jugendämter wie etwa eine Familienzusammenführung oder die Finanzierung des Personals vollständig am Emerald Hill Children’s Home hängen.

Im Interview mit uns: Ambition, eine ehemalige Heimbewohnerin

Das aber lohnt sich, wie uns Ambition erzählt, eine ehemalige Heimbewohnerin und jetzt erfolgreiche Lehrerin und Taxiunternehmerin: „Im Rückblick ist man dankbar. Die Kinder hier bekommen so viel, was andere nicht bekommen: Einen Schlafplatz, regelmäßige Mahlzeiten, einen geregelten Alltag mit Zeit zum Spielen. Und man fühlt sich geliebt.“

Und dass das so bleibt, dafür sorgen wir mit Ihnen zusammen. Sie hören bei nächster Gelegenheit wieder von uns.

Bleiben Sie uns verbunden!

Ihr

Simba-AK

Tag 1 – 3×23 Kilogramm Hilfsgüter

Das Gepäck für unsere Reise wäre eigentlich klein. Wäre, wenn wir nur unser Gepäck transportieren müssten: Mindestens 2 Kilogramm unseres Gepäcks bestehen aus Schokolade. Dazu kommen noch bündelweise Bargeld, Kleidung, Briefe und Mitbringsel jeder Couleur.

Viele Taschen für drei Personen: Wir nutzen unser Freigepäck für den guten Zweck

Fernreisen benötigen immer Vorbereitung, aber Reisen nach Simbabwe sind in mehrfacher Hinsicht besonders. Bankkarten zum Beispiel kann man mitführen, im Land selbst aber werden sie einem kaum helfen: Ein Bargeldbezug ist aufgrund der seit Jahren andauernden Währungskrise im Land fast extrem schwierig; möglicherweise, heißt es auf der Seite der deutschen Botschaft in Harare, sind Geldtransfers über Western Union zu einigen Banken in Harare möglich. Wenn man sich darauf nicht verlassen möchte, sollte man alles Geld, was man benötigt, in kleinen Scheinen mitführen, um auch Kleinstbeträge möglichst ohne Geldwechsel begleichen zu können. Zahlungsmittel der Wahl sind US-Dollar. Es gäbe auch Simbabwe-Dollar, die aber sind selten, mit einem utopischen Kurs an den US-Dollar gekoppelt und unterliegen einer starken Inflation. Viele Dinge können deshalb im Land auch per mobile Banking gelöst werden, die Anmeldung ist aber für Ausländer:innen schwierig bis unmöglich.

Bestimmte Ausgaben – zum Beispiel Schulgebühren – müssen aber in bar bezahlt werden. Daher führen wir Gelder aus dem Kloster Strahlfeld für die Dominikanerinnen vor Ort mit uns. Interessanterweise werden die Schulgebühren in britischen Pfund berechnet – eine Reminiszenz an den Aufbau des Bildungssystems in der britischen Kolonialzeit. Auch private Spenden haben wir im Gepäck: Aufgrund einer anhaltenden Dürre möchte Theo Fritz, ein Arzt aus Deutschland – Sie haben möglicherweise an anderer Stelle schon über ihn gelesen -, der über mehrere Jahre hinweg in Simbabwe gelebt und gearbeitet hat, befreundete Farmer unterstützen. Manfred Reindlmeier, Mitglied unseres Simba-AK, hat uns Kleidung für die Dominikanerschwestern mitgegeben.

Und schließlich und endlich haben wir natürlich auch noch Gastgeschenke dabei. Ein Teil besteht aus Schokolade, für die insbesondere die Schweiz, wo ein Teil unserer Reisegruppe wohnt, berühmt ist. Sie steht stellvertretend für eines der Probleme, aufgrund derer wir unsere Reise überhaupt antreten. Während der Rohstoff, in diesem Fall häufig Kakao aus Westafrika, vor Ort billig produziert und exportiert wird, findet die Veredelung und der Hauptteil der Wertschöpfung in Europa statt. Der Wertzuwachs bleibt somit hauptsächlich bei uns, und Volkswirtschaften wie die simbabwische bleiben auf Hilfe von außen angewiesen. Und solange das – natürlich grob vereinfacht – so bleibt, freut man sich in Simbabwe über Schweizer Schokolade.

Wir freuen uns auch auf die kommende Woche und insbesondere darauf, Sie täglich am Erlebten teilhaben zu lassen. So es die Bedingungen und insbesondere unsere Internetverbindung möglich machen, hören Sie bis zum 24.03.2024 täglich von uns. Und falls Sie Fragen oder Anliegen haben, schreiben Sie uns: info@simba-ak.de

Bleiben Sie uns verbunden!

Ihr Simba-AK

Auf nach Simbabwe – mit Ihren Fragen im Gepäck

Am 16. März 2024 werden sich drei Mitglieder:innen des Simba-AK auf den Weg nach Simbabwe machen – um Kontakte zu pflegen, Projekte zu besuchen und die Studierendenbesuche wieder zu intensivieren. Dabei möchten wir auch gerne Ihre Fragen mitnehmen.

Das St. Joseph’s Hospital in Mutare

Unsere Projekte haben wir alle persönlich besucht – das ist uns wichtig. Aber ein Projekt einmal zu besuchen, bedeutet nicht, dass man für immer Verantwortliche, Umfeld und Problemstellungen kennt. Wir möchten auch sagen können: Unsere Projekte werden von uns regelmäßig besucht – daher machen wir uns Mitte März erneut auf die Reise und besuchen für eine Woche Simbabwe.

Wir werden Zeit im Emerald Hill Children’s Home in Harare verbringen, aber auch ein neues Projekt beginnen: Das St. Joseph’s Hospital in Mutare wird unser neuer Anlaufpunkt für Studierende, und wir werden vor Ort evaluieren, wie wir das Krankenhaus auch finanziell bei seiner Arbeit unterstützen können. Aktuell ist bereits eine Studierende vor Ort und bereitet den Boden für künftige Besuche.

Mit im Gepäck haben möchten wir aber auch Ihre Fragen – was sind Dinge, die wir für Sie herausfinden können? Die Ihnen auf dem Herzen liegen und Sie besonders interessieren? Schreiben Sie uns einfach an info@simba-ak.de!

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung. Und wir werden uns auch bei Ihnen regelmäßig melden – während unserer Reise gibt es tägliche Newsletter aus Simbabwe!

Ihr

Simba-AK

Frohes neues Jahr 2024 – hier kommt unser Jahresabschluss

Wir hoffen, Sie sind gut in das Jahr 2024 hinüber gerutscht – und möchten mit Ihnen auf das vergangene Jahr zurückblicken. Dafür finden Sie hier den Rundbrief aus dem Emerald Hill Children’s Home, den wir gerne mit Ihnen teilen möchten.

„Unsere Kinder sind lediglich ein Spiegelbild der Probleme unserer Gesellschaft“, schreiben die Mitarbeitenden des Emerald Hill Children’s Home in ihrem Weihnachtsbrief (hier in voller Länge) – eine Gesellschaft, „wo viele Menschen ums Überleben kämpfen, da sie weder genug Essen noch Schulgeld für ihre Kinder haben, während andere ihren eigenen Geldbeutel in den Vordergrund stellen. Dabei sind es die Unschuldigen und Kleinen, die leiden und vielen Gefahren ausgesetzt sind.“

Umso wichtiger, dass wir zusammen mit Ihnen dabei helfen können, genau diesen Kleinen eine Chance zu bieten. „lm Laufe dieses Jahres fanden sieben unserer Studenten nach ihrem Abitur einen Platz an verschiedenen Universitäten ihrer Wahl“, schreiben die Mitarbeitenden, und „obwohl sie vom Heim mit der Miete für ihre Unterkunft und einem Zuschuss für die notwendige Versorgung unterstützt werden, erhalten sie die Möglichkeit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Dies ermöglicht es ihnen, selbstständiger zu werden und gleichzeitig die Qualifikationen zu erwerben, die sie für eine lohnende Karriere benötigen. In einem Land mit sehr hoher Arbeitslosigkeit (80%) ist es ein Vorteil, eine solide Ausbildung anzustreben und somit für den Kampf zum Überleben ausgerüstet zu sein.“

Auch das Heim selbst hat in seine eigene Selbstständigkeit investiert und „einen kleinen Schritt gemacht und ein zweites Gewächshaus errichtet. Deshalb kaufen wir kaum Gemüse vom Markt und verkaufen, was wir übrig haben, hauptsächlich Tomaten. Indem wir die Kinder in den Anbau und Verkauf von Feldfrüchten
einbeziehen, ermutigen wir sie, den Wert der Selbstversorgung zu verstehen.“

Natürlich bleibt aber auch Platz für schöne Momente. „Alle vier Monate feiern wir die Geburtstage der in diesem Zeitraum geborenen Kinder. Das ist ein Tag großer Aufregung, an dem sich die Kinder mit einer Party, besonderen Essensspenden von Freunden und natürlich einem kleinen Kuchen und einem Geschenk als Individuum in Erinnerung fühlen. Wir müssen nur sicherstellen, dass
manche Kinder nicht zweimal im Jahr geboren werden“, schreiben die Mitarbeitenden.

Zusammen mit all den Engagierten in Deutschland und Simbabwe, die unermüdlich für ihre Mitmenschen hier und dort im Einsatz sind, möchten wir uns für Ihre Unterstützung im vergangenen Jahr bedanken. Auch wir haben während unseres traditionellen Weihnachtsbesuches im Kloster Strahlfeld wieder erleben dürfen, wie sehr der Einsatz für die Projekte in Simbabwe geschätzt wird.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Simba-AK